D i e g o l d e n e n W ö l f e _______________
Der Mond wurde alt doch er starb nicht. Generationen sah er aufblühen und verwelken, doch er starb nicht. Irgendwann wurde er einsam und ängstlich, war wütend und traurig doch niemals mehr voll Glück. Der Tod war sein ewiger Begleiter, doch nicht sein Soll. Nein, er freute sich nicht mehr über die Geburt Seinesgleichen, denn er wusste er würde sie eines Tages sterben sehen. Was der Mond wollte war Ruhe, ja, er wollte ewig ruhen und jenes Los ziehen welches jedes sterbliche Wesen zog. Doch er starb nicht, nein, er war verdammt ewiglich zu leben und er wusste nicht weshalb. Er wusste nicht, dass es das Herz Aûrhas war welches ihn am Leben ließ. Seinesgleichen verehrten ihn als Gott, doch er wollte kein Gott sein. So ging er für immer fort und verließ das Land der Schneekatzen, Smilodons Erben und das Land der zwei Sterne. Er hatte in all der Zeit in der er lebte, vergessen wer die heilige Wölfin Aûrha war, hatte vergessen das sie ihm geholfen hatte. Und so wanderte er nach Norden, überquerte das Gebirge und stieß bald auf ein trockenes, flaches Land. Kaum hatte er das Land der zwei Sterne verlassen, erloschen diese, doch dies bemerkte er nicht. Seinesgleichen waren in großer Gefahr. Er lebte nun so lange, dass er vergessen hatte wer er war und wohin er gehörte. Und er entfernte sich mit jedem Schritt mehr und mehr bis er einfach am Horizont verschwand und die Schatten kamen.
Der Mond erreichte eines Tages die Ufer eines mächtigen Sees und blieb. Er dachte er hätte einen Ort gefunden an dem er alleine sein Leben leben konnte welches immer skurrilere Wendungen nahm und er schließlich in einen Wahn fiel. Er träumte von bösen Mächten und vom Sterben Seinergleichen. Der Mond erinnerte sich nicht. Und als er vergaß zu fressen und zu trinken, starb er einen unsterblichen Tod und der erste Regen des Winters über das Land brach herein und begrub die Welt unter Eis. Bald kam der Schnee und dann wieder Eis und nach vielen Tagen und Nächten, mal Schnee mal Eis, wurde der Mond unter dieser kalten Maske vergraben und es entstand ein Hügel der mit jedem neuen Schauer wuchs. Dann, kurz bevor die Sonne kam um den Winter zu vertreiben erklomm eine hagere Wölfin diesen Hügel und legte sich dort schlafen. Sie war die sterbliche Wölfin Aûrha die nun in ihrem dritten Leben auf Erden wandelte, stets auf der Suche nach ihrem Herzen, denn sie hatte sich geschworen auf Ewig bei jenem Wesen zu sein welches ihr Herz trug.
In dieser Nacht starb der Winter und der Hügel schmolz langsam bis er den Mond freigab und Aûrhas Körper sich auf seinen legte. Bei dieser Berührung erst erwachte er aus seinem Tode und erinnerte sich an ein früheres Leben und an sie, die Wölfin dessen Herz er in seiner alten Brust trug.